Beitragserhöhungen in der Krankenversicherung sind ein wiederkehrendes Thema, das sowohl gesetzlich als auch privat Versicherte betrifft.
Die Gründe hierfür sind vielfältig und tief in den Strukturen des Gesundheitswesens verankert. Dazu zählt die medizinische Inflation, teurere Behandlungsmethoden – sowie die steigende Lebenserwartung, welche natürlich positiv ist – aber zusätzliche Kosten verursacht.
In diesem Artikel beleuchten wir die wesentlichen Faktoren, die zu Beitragssteigerungen führen, und geben Ihnen Hinweise, was Sie dagegen tun können.

Grundsätzlich ist es wichtig zu verstehen, dass die Kosten im Gesundheitswesen kontinuierlich steigen und dies zwangsläufig zu höheren Versicherungsbeiträgen führt. Dies betrifft alle Personen in Deutschland und alle Versicherungsgesellschaften – sowohl gesetzliche Krankenkassen als auch private Krankenversicherungen.
Wenn man jedoch bei der Wahl der privaten Krankenversicherung Anbieter bevorzugt, die besonderen Wert auf Beitragsstabilität legen und gleichzeitig Bausteine zur Absicherung der Beiträge im Alter nutzt, ist man bereits auf dem richtigen Weg.
1. Medizinische Inflation: Ein wesentlicher Treiber der Kosten
Die medizinische Inflation beschreibt den Anstieg der Kosten für medizinische Leistungen, Produkte und Technologien. Im Gegensatz zur allgemeinen Inflation, die die Preisentwicklung für Waren und Dienstleistungen insgesamt abbildet, konzentriert sich die medizinische Inflation auf das Gesundheitswesen.
Die Gründe hierfür sind vielfältig:
- Fortschrittliche Medizintechnik: Neue Behandlungsmethoden und medizinische Geräte bieten oft bessere Heilungschancen, sind aber auch teurer.
- Arzneimittelpreise: Die Kosten für neue Medikamente, insbesondere für innovative und spezialisierte Therapien, sind in den letzten Jahren stark gestiegen.
- Höhere Ansprüche: Patienten erwarten immer häufiger modernste medizinische Versorgung und eine schnelle, umfassende Behandlung. Diese steigende Nachfrage treibt die Kosten zusätzlich in die Höhe.
Diese Faktoren führen zu höheren Ausgaben für Krankenversicherungen, die diese Kosten letztlich in Form von höheren Beiträgen an ihre Versicherten weitergeben.
2. Steigende Lebenserwartung: Mehr Jahre, mehr Kosten
Die Lebenserwartung in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Während dies ein positives Zeichen für den medizinischen Fortschritt und die Lebensqualität ist, bringt es auch Herausforderungen für das Gesundheitssystem mit sich:
- Chronische Erkrankungen: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für chronische Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Demenz, die langfristige und kostenintensive Behandlungen erfordern.
- Pflegebedarf: Ältere Menschen benötigen häufiger Pflege, was zu zusätzlichen Belastungen für das Gesundheitssystem und somit zu höheren Beiträgen führt.
Diese demografische Entwicklung trägt dazu bei, dass die Kosten im Gesundheitswesen steigen und Krankenversicherungen ihre Beiträge anpassen müssen.
3. Beitragssteigerung der Höchstsätze in der gesetzlichen Krankenversicherung
Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) werden als Prozentsatz des Bruttoeinkommens erhoben. Der maximale Beitrag ist durch die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze begrenzt. Diese Grenze wird regelmäßig an die allgemeine Einkommensentwicklung angepasst, was zu einer Erhöhung der Höchstbeiträge führt.
Wenn die Löhne und Gehälter steigen, steigt auch die Beitragsbemessungsgrenze. Folglich müssen gutverdienende Versicherte höhere Beiträge zahlen. Zudem können Zusatzbeiträge der Krankenkassen variieren und zu weiteren Erhöhungen führen.

Auch in der privaten Krankenversicherung (PKV) sind Beitragserhöhungen üblich. Im Zeitraum zwischen 2005 und 2025 lagen die Beitragserhöhungen beider Systeme ungefähr bei 3,5% pro Jahr.
Die durchschnittlichen Steigerungen in der privaten Krankenversicherung fielen mit 3,1% pro Jahr im Vergleich zur GKV mit 4,00% pro Jahr sogar geringer aus.
Zu beachten ist allerdings, dass sich die privaten Krankenversicherer durchaus unterschiedlich entwickelt haben. So gab und gibt es Krankenversicherer mit tendenziell sehr guten Werten im Hinblick auf die Beitragsstabilität – und es gibt natürlich Anbieter mit höheren Beitragssteigerungen.
Private Krankenversicherer sorgen – im Gegensatz zu den gesetzlichen Krankenkassen – vor. Konkret bedeutet dies, dass private Krankenversicherungen Rückstellungen für die mit dem Alter steigenden Versicherungsleistungen bilden.
Was können Privatversicherte gegen laufende Beitragserhöhungen tun?
Privatversicherte sehen sich im Laufe der Jahre oft mit steigenden Beiträgen konfrontiert, die auf verschiedene Faktoren wie medizinische Inflation, steigende Gesundheitskosten und eine steigende Lebenserwartung zurückzuführen sind.
Doch es gibt Strategien, um den Beitragserhöhungen entgegenzuwirken und langfristig eine stabile Kostenentwicklung sicherzustellen.
Im Folgenden stellen wir Ihnen einige wichtige Maßnahmen vor.
1. Den richtigen Anbieter wählen: Alterungsrückstellungen und Beitragsstabilität
Bereits bei der Auswahl des Versicherungsanbieters können Sie entscheidend dazu beitragen, zukünftige Beitragserhöhungen abzumildern. Ein entscheidender Faktor ist die Höhe der Alterungsrückstellungen. Diese Rückstellungen werden im Laufe des Versicherungslebens aufgebaut, um im Alter, wenn die Gesundheitskosten steigen, die Beiträge stabil zu halten. Versicherer, die hohe Alterungsrückstellungen bilden, können langfristig eine stabilere Beitragsentwicklung bieten.
Anmerkung: Eine einzige gute Finanzkennzahl macht noch keinen optimalen Krankenversicherer aus. Sinnvoll ist es, sich verschiedene Kriterien und Kennzahlen anzusehen, um zu verstehen, welcher Anbieter gut geeignet ist und welche private Krankenversicherung besser nicht gewählt werden sollte. In jedem Fall sind Alterungsrückstellungen, Finanzstärke, Verwaltungskosten, usw. wichtige Punkte, mit denen man sich bei der Auswahl einer privaten Krankenversicherung beschäftigen – und nicht nur den günstigsten Anbieter im Preisvergleich wählen sollte.
Worauf sollten Sie achten?
- Langjährige Beitragsstabilität: Achten Sie auf Anbieter, die in der Vergangenheit durch eine langjährige Beitragsstabilität aufgefallen sind. Ein Blick auf die Beitragsentwicklung der letzten Jahrzehnte kann Ihnen Aufschluss darüber geben, wie der Versicherer auf Kostensteigerungen reagiert.
- Solide Finanzpolitik: Wählen Sie einen Versicherer, der nachweislich eine solide Finanzpolitik verfolgt. Dies umfasst nicht nur hohe Alterungsrückstellungen, sondern auch eine transparente und nachhaltige Tarifgestaltung.
2. Modelle zur Beitragsentlastung im Alter nutzen
Ein weiteres effektives Mittel, um die Beiträge im Alter zu senken, sind spezielle Modelle zur Beitragsentlastung. Hierbei stehen Ihnen verschiedene Optionen zur Verfügung:
Beitragsentlastungsbausteine innerhalb der PKV
Einige private Krankenversicherungen bieten sogenannte Beitragsentlastungstarife an. Diese Bausteine sind Zusatzversicherungen, die Sie während Ihrer Erwerbstätigkeit abschließen können. Sie zahlen einen zusätzlichen Beitrag, der in einen Entlastungsfonds fließt.
Ab einem bestimmten Alter, meist ab dem 65. Lebensjahr, reduziert dieser Fonds Ihre laufenden Beiträge erheblich.
Vorteile:
- Planbare Beitragsreduzierung im Alter
- Sicherstellung einer konstanten finanziellen Belastung im Ruhestand
Nachteile:
- Höhere Beiträge während der aktiven Erwerbsphase
- Der Nutzen hängt stark von der tatsächlichen Beitragsentwicklung ab
- Es handelt sich bei diesen Beitragsentlastungsbausteinen um einen Krankenversicherungsbaustein: dementsprechend muss für diesen Baustein auch mit Rentenbeginn ein gewisser Beitrag weiter bezahlt werden.
Separate Sparverträge zur Finanzierung der Beiträge im Alter
Eine weitere Möglichkeit, um im Alter hohe PKV-Beiträge abzufedern, ist das Abschließen eines separaten Sparvertrages.
Ein sehr beliebtes Modell ist hier die staatlich geförderte Basis-Rentenversicherung (Rürup-Rente). Mit ihr können Sie gezielt Kapital ansparen, das später zur Deckung der PKV-Beiträge genutzt werden kann.
Vorteile:
- Steuerliche Förderung während der Ansparphase
- Flexibilität bei der Verwendung des angesparten Kapitals
- durch die Möglichkeit hoher Fondsquoten sind gute Renditen zu erzielen
- Unabhängigkeit von der Beitragsentwicklung der PKV
- Sollte die PKV durch die Politik abgeschafft werden, kann das Kapital aus der Basisrente anderweitig als zusätzliche Altersrente oder zur Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung im Alter genutzt werden.
Nachteile:
- Kapitalbindung bis zum Ruhestand
- Anlageerfolg und damit die Höhe des später zur Verfügung stehenden Kapitals sind nicht garantiert
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier.
3. Regelmäßige Tarifüberprüfung und Wechseloptionen nutzen
Im Laufe der Jahre bieten private Krankenversicherer gelegentlich neue Tarife an.
Manchmal ist es ratsam, den aktuellen PKV-Tarif zu überprüfen und mit anderen Angeboten des Versicherers zu vergleichen.
Als Privatversicherter haben Sie das Recht, in einen anderen Tarif Ihres Versicherers zu wechseln, ohne dass Ihre Altersrückstellungen verloren gehen. Ein Wechsel der privaten Krankenversicherung ist nur in den ersten Jahren sinnvoll – solange man noch gesund ist. Dann sollte man genau darauf achten, welchen Anbieter man als privaten Krankenversicherer auswählt.
Tipps zur Tarifüberprüfung:
- Beratung in Anspruch nehmen: Nutzen Sie die Unterstützung von Experten, um die beste Tarifoption für Ihre Bedürfnisse zu finden.
- Gesundheitsprüfung vermeiden: Achten Sie darauf, dass ein Tarifwechsel möglichst ohne erneute Gesundheitsprüfung erfolgt, um keine Risikozuschläge zu riskieren.
Der Basistarif stellt eine wichtige Option für Privatversicherte dar, die ihre Beiträge nicht mehr aufbringen können und hilfebedürftig im Sinne des Sozialrechts sind. In diesem Fall wird der Beitrag auf die Hälfte des Höchstbeitrags der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) begrenzt. Sollten die Versicherten auch diesen reduzierten Beitrag nicht zahlen können, übernimmt der Sozialhilfeträger einen Teil oder sogar den gesamten Beitrag. Derzeit nutzen etwa 34.000 Personen den Basistarif. Der Basistarif bietet somit eine wichtige Notlösung für Privatversicherte, die aufgrund finanzieller Schwierigkeiten ihre regulären PKV-Beiträge nicht mehr stemmen können. Allerdings: Der Basistarif bedeutet, dass man zwar bei einem privaten Krankenversicherer bleibt; der Leistungsumfang orientiert sich aber an dem Niveau der gesetzlichen Krankenkassen. Dementsprechend sollte die Umstellung in den Basistarif als Notlösung angesehen werden.
4. Selbstbeteiligung erhöhen (wird von uns nur in Ausnahmefällen empfohlen)
Eine weitere Option zur Senkung der laufenden Beiträge ist die Erhöhung der Selbstbeteiligung. Durch einen höheren Eigenanteil an den Behandlungskosten können Sie die monatlichen Prämien reduzieren. Diese Maßnahme sollte jedoch wohlüberlegt sein, da im Krankheitsfall höhere Kosten auf Sie zukommen. Gerade im Alter sind tendenziell höhere Behandlungskosten an der Tagesordnung: in dem Fall wäre eine zu hohe Selbstbeteiligung keine gute Entscheidung gewesen – besonders weil eine spätere Reduzierung einer Selbstbeteiligung in den allermeisten Tarifen nur mit Gesundheitsprüfung möglich wäre.
Fazit
Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversicherung sind leider (genau wie in der gesetzlichen Krankenkasse) oft unvermeidlich, doch es gibt zahlreiche Möglichkeiten, diese abzufedern oder zu vermeiden.
Indem Sie bereits bei Vertragsabschluss auf einen Anbieter mit hohen Alterungsrückstellungen bzw. Finanzstärke setzen und Modelle zur Beitragsentlastung im Alter nutzen, können Sie Ihre finanzielle Belastung im Ruhestand deutlich senken.
Darüber hinaus lohnt es sich, im Laufe der Jahre mögliche Tarifoptionen zu überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
Mit diesen Strategien können Sie auch im Alter von einer stabilen und sehr gut bezahlbaren Krankenversicherung profitieren.
